Musterdepot: So tradest du risikofrei mit einem Demokonto

Der Handel mit Wertpapieren kann speziell für Neulinge schwierig sein. Mit einem Depot musst du selbst Verantwortung übernehmen, Wertpapiere suchen und eine Anlagestrategie entwickeln. Aktien und Co. sind zudem wesentlich riskanter. Deshalb ist es wichtig, vorab bereits Erfahrung zu sammeln. Das geht am besten, indem du es einfach selbst ausprobierst − und zwar mit einem Musterdepot. Wie dieses dir helfen kann, dich mit dem Thema Depot vertraut zu machen, wo du Musterdepots findest und was du beachten solltest, liest du hier.

Was ist ein Musterdepot?

Ein Musterdepot funktioniert exakt wie ein normales Depot. Es wird entweder direkt von Brokern angeboten oder von weiteren Dienstleistern (mehr zu konkreten Anbietern findest du weiter unten). Das Musterdepot eines bestimmten Anbieters entspricht in Aussehen und Funktionalität dem echten Depot. Hier ist es möglich, Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen. Der Unterschied ist, dass der Börsenhandel nur simuliert ist und daher keine echten Konsequenzen hat. Es fungiert einerseits als Demokonto, um Nutzer:innen mit der Oberfläche vertraut zu machen und andererseits als Möglichkeit, Tradingstrategien ohne Risiko auszuprobieren.

Aktuelle Kurse als Grundlage

Als Basis werden oft aktuelle Kurse herangezogen, so dass die Erträge oder Verluste genauso ausfallen wie zur gleichen Zeit mit einem echten Depot. Meist sind dieselben Wertpapiere handelbar, die auch in Wirklichkeit zur Verfügung stehen. Nutzt du ein Musterdepot, kannst du also sehen, wie sich dein gewähltes Investment entwickeln würde. So testest du vollkommen risikofrei deine Anlagestrategie.

Achtung:

Nicht alle Banken bieten jedoch Realtime-Kurse in ihrem Demokonten an. Diese Kurse können beispielsweise einige Tage alt sein oder gleich ganz konstruiert sein. Das heißt, du tradest dann nicht unter realen Voraussetzungen. Prüfe also vorab, welche Kurse angeboten werden, damit du nicht unter falschen Annahmen handelst.

Ein Musterdepot muss übrigens nicht zwangsläufig ein Demokonto sein. Oft ist mit dem Begriff Musterdepot auch ein Depot gemeint, bei dem Trader:innen Einblick in ihre eigenen Strategien geben. Solche Musterdepots findest du meist in Online-Foren oder auf Blogs. Anleger:innen geben damit preis, welche Werte sie gekauft haben und welche Gewinne (oder Verluste) sie damit erzielt haben. Solche Musterdepots können eine Inspiration für dein eigenes Depot sein, sollten aber nicht überbewertet werden.

Nicht jede Bank bietet Demokonten an, aber so gut wie alle haben Watchlists. Diese stehen meist ausschließlich im Online-Banking zur Verfügung. Du musst also schon ein Depot haben, um sie zu nutzen. Eine Watchlist ist zwar nicht so umfangreich wie ein Musterdepot, aber du kannst hier zumindest alle gewünschten Kurse beobachten. Über die Suche kannst du Aktien, Anleihen, ETFs und Co. suchen und sie auf die Liste setzen. Damit verfolgst du die Kursentwicklung der Wertpapiere. Dieses Vorgehen eignet sich vor allem dann, wenn du dir noch unsicher bist, was du kaufen willst und erst einmal abwarten möchtest, ob der Kurs nach oben geht.

Wer braucht ein Musterdepot?

Grundsätzlich bieten sich Musterdepots oder Demokonten für alle an, die tradet. Doch für manche Gruppen oder in manchen Situationen ist es besonders sinnvoll:

  • Tradinganfänger:innen: Hast du noch nie mit Wertpapieren gehandelt, lohnt sich ein Musterdepot wohl am meisten. Du kannst dich hier ohne Verlustrisiko mit den Gegebenheiten des Börsenhandels vertraut machen. Eine Aktie kaufen, die Kurse beobachten, entscheiden, wie viel du in welches Wertpapier investierst und welche Strategie zu dir passt: All das kannst du unverbindlich ausprobieren. So findest du dich schneller in die Welt des Tradens ein, als es beim Lesen von Ratgebern und Tutorials passiert. Natürlich schadet es nie, diese zusätzlich heranzuziehen.
  • Depotwechsler:in: Bei einem Depotwechsel bietet ein Musterdepot die Möglichkeit, die Benutzeroberfläche eines bestimmten Brokers im Rahmen eines Demokontos vorab zu testen. Damit ist schnell abgeschätzt, ob du mit der Funktionalität des Depots zurechtkommst. Broker haben jeweils eigene Tradingplattformen, die sich in look and feel stark unterscheiden. Hast du lange bei einem Anbieter getradet, kann die Umstellung schwer sein. Kaufst du zunächst nur im Musterdepot, gehst du kein Risiko ein, mit der neuen Plattform nicht zurechtzukommen.
  • Strategiewechsel: Sogar für Fortgeschrittene kann ein Musterdepot noch sinnvoll sein. Beispielsweise dann, wenn du dein sicheres Terrain verlassen und eine neue Tradingstrategie entwickeln möchtest. Hier ist es ratsam, dies zunächst ohne echtes Risiko zu machen, da bei solchen Aktionen auch Profis Verluste erleiden können. Viele erfahrene Trader:innen bilden zunächst ihr bestehendes echtes Depot nach, um die gleiche Ausgangssituation zu haben. Im Anschluss kannst du testen, ob eine Veränderung des Tradingverhaltens mehr Erfolg bringt.
    Oft bietet sich die Möglichkeit, gleich mehrere Musterdepots gleichzeitig anzulegen und diese neben dem regulären Depot zu führen, in dem das “echte” Traden stattfindet. Hier kannst du dann mehrere Strategien parallel testen. Das bietet sich vor allem deshalb an, weil du dann die exakt gleiche Kursentwicklung hast und nicht verschiedene Zeiträume vergleichen musst, was das Ergebnis verfälschen könnte.

Vorteile eines Musterdepots:

  • Risikofrei traden
  • Kostenlos und unverbindlich Nutzer-Oberfläche testen
  • Traden lernen
  • Verschiedene Strategien ausprobieren
  • Anbieter und deren Kosten vergleichen

Ein Musterdepot anlegen: So gehts

Wie genau du dich für ein Musterdepot registrierst, hängt vom Anbieter ab. Bei den meisten Brokern kannst du ein Demokonto anlegen, indem du einen kostenlosen Account erstellst. Hier ist meist nur Name und E-Mail-Adresse nötig. Du musst also nicht den normalen Eröffnungsprozess inklusive Identifizierung durchlaufen wie bei einer richtigen Depoteröffnung.

Im Anschluss kannst du das Demokonto nutzen. Je nach Anbieter stehen dir dazu entweder alle Möglichkeiten des echten Depots offen oder die Funktionen sind eingeschränkt nutzbar. Viele Banken bieten zusätzlich Tutorials an, die dir Tipps und Infos geben, was die einzelnen Eingabe-Felder bedeuten. Entscheidest du dich dann dafür, das reale Depot zu eröffnen, kannst du bei manchen Banken deine getätigten Demotrades dorthin exportieren – natürlich nicht rückwirkend, sondern erst dem Zeitpunkt des Exports.

Registrierung meist nötig

Bei vielen Anbietern stimmst du bei der Registrierung zu, dass deine Daten für Auswertungen herangezogen werden. Oftmals musst du auch einwilligen, dass dich die Bank für Werbezwecke kontaktieren darf (zum Beispiel bei OnVista). Das verwundert nicht, denn schließlich möchte der Anbieter dich natürlich als Kund:in eines echten Depots haben. Andere Banken – wie die ING – ermöglichen einen Demokauf ganz ohne Registrierung.

Lies vor der Registrierung genau die Bedingungen durch, denen du zustimmst. Wichtig ist vor allem, dass du nur unverbindlich das Depot testest und dich nicht verpflichtest, ein reales Depot zu eröffnen.

Funktionen teils eingeschränkt

Nicht bei jedem Musterdepot stehen Nicht-Kund:innen die gleichen Funktionen zur Verfügung. So bietet LYNX beispielsweise zwei Versionen an. Hast du kein Depot, kannst du zwar ein Demokonto nutzen, aber deine Trades nicht speichern oder ins echte Depot übertragen.

Broker mit Musterdepots

Hast du Lust bekommen, dich auch unverbindlich im Traden zu versuchen, haben wir dir hier ein paar Anbieter zusammengestellt, die Musterdepots haben.

Comdirect

Um das comdirect Musterdepot zu nutzen, musst du nicht zwangsläufig Kund:in bei der Direktbank sein. Es genügt eine Registrierung bei „Meine comdirect“ mit Namen und E-Mail-Adresse. Danach kannst du ein oder gleich mehrere Musterdepots anlegen. Das Ganze ist kostenlos. Im Musterdepot der comdirect kannst du genauso handeln wie im echten. Entscheidest du dich im Nachgang für ein reales Depot, kannst du die Wertpapiere aus dem Musterdepot ins echte Konto übertragen. Das steht auch allen offen, die schon ein Depot dort haben und Strategien testen wollen.

ING

Bei der ING kannst du das Traden testen, ohne dass du dich registrieren musst. Die Funktion Demokauf bietet dir die Möglichkeit, dich durch ein Tutorial zu klicken, bei dem du Aktien und Co. ohne Risiko kaufen kannst. Nebenbei erhältst du noch ein kleines Tutorial, wie du vorgehen musst und welche Funktionen es in der Trading-Oberfläche gibt. Allerdings sind die Funktionen hier stark eingeschränkt. Es handelt sich eher um ein reines Demokonto als ein Depot, das du auf Herz und Nieren testen kannst.

LYNX

Der Online Broker LYNX bietet potenziellen Kund:innen die Möglichkeit, das Traden unverbindlich auszuprobieren. Hierfür registrierst du dich kostenlos für das Demokonto und kannst dir bei der Anmeldung auch optional weiteres Infomaterial über den Broker zukommen lassen. Im Musterdepot kannst du bis zu einer Million US-Dollar in Wertpapiere investieren und alle Tools nutzen, die im echten Depot zur Verfügung stehen. Dazu gehören auch Watchlisten, Expertentools und der Kauf oder Verkauf unter realen Bedingungen. Allerdings steht nur LYNX-Kund:innen die Möglichkeit offen, die Handelsaktivitäten für später zu speichern.

OnVista

Meldest du dich für den kostenlosen Service „my onvista“ an (Name und E-Mail genügen), kannst du bis zu 15 Gratis-Musterdepots eröffnen. Neben dem Zugriff auf reale Kurse, erhältst du bei OnVista auch Nachrichten und Analysen zu deinen ausgesuchten Wertpapieren. Außerdem kannst du Notizen hinzufügen und dich per E-Mail über Kursbewegungen informieren lassen.

S broker

Der Sparkassen-Broker nennt sein Produkt „Übungsdepot“. Die Anmeldung geht über einen kostenfreien Account (ohne Kontoeröffnung mit Ident-Verfahren). Hast du dich für den Service registriert, stehen dir neben unbegrenzt vielen Musterdepots auch noch Watchlisten, der Zugriff auf Realtime-Kurse, Chartanalysen und Newsletter zur Verfügung.

1822direkt

Um das Musterdepot der 1822direkt nutzen zu können, musst du bereits Kund:in der Bank sein. Dann legst du in deinem Online-Banking einfach ein Musterdepot oder eine Watchlist an. Für Nutzer:innen, die noch herausfinden wollen, ob das Trading bei der Sparkassen-Tochter etwas ist, ist dieses Musterdepot nur bedingt geeignet. Lediglich, wenn du schon ein Produkt bei der Bank hast und nun auch einen Blick auf das Depot werfen willst, könnte sich dieses Demokonto für dich lohnen.

boerse.ARD.de

Hier noch das Angebot eines Drittanbieters. Auf der ARD-Börsenseite kannst du ebenfalls ein Musterdepot oder eine Watchlist anlegen. Für beide Dienste registrierst du dich mit demselben Account. Dann erstellst du ein virtuelles Depot, indem du die gewünschten Wertpapiere inklusive Kurse einträgst. Das Depot eignet sich auch für alle, die schon ein Depot besitzen. Du kannst dort deine Depotstrategie kopieren und im Anschluss neue Aktien hinzufügen, um dein Portfolio zu optimieren. Der Service ist kostenlos.

FAQ

Die häufigsten Fragen rund ums Musterdepot findest du noch einmal hier kurz und knapp beantwortet.

Was ist der Unterschied zwischen einem Musterdepot und einer Watchlist?

Ein Musterdepot bietet die Möglichkeit, den Kauf und Verkauf von Aktien, Fonds und Co. unter realen Bedingungen zu simulieren. Watchlists hingegen sind dazu geeignet, Kurse bestimmter Wertpapiere über eine gewisse Zeit zu überwachen. Du kannst ein Musterdepot natürlich auch als Watchlist nutzen, indem du Werte kaufst und dann beobachtest, wie sie sich entwickeln.

Kostet das Musterdepot Geld?

Die meisten Musterdepots sind kostenlos, zumindest solche, die von Brokern selbst angeboten werden. Schließlich möchten sie dich als zukünftigen Trader gewinnen.

Für wen lohnt sich ein Musterdepot?

Da Musterdepots in der Regel kostenlos und unverbindlich sind, lohnen sie sich für so gut wie alle, die Wertpapiere handeln oder es vorhaben. Anfänger:innen sind natürlich die gängigste Zielgruppe. Sie können sich dadurch mit dem Handel vertraut machen oder Anbieter vergleichen. Aber auch, wenn du schon Erfahrung hast, kann sich ein Musterdepot lohnen. Mit ihm kannst du Neues im Bereich Geldanlage ausprobieren und es dann ggf. in die Realität umsetzen oder auch ein neues passendes Depot finden.

Muss ich für ein Musterdepot Post- oder Video-Ident machen?

Bietet die Bank ihr Musterdepot auch für diejenigen an, die noch kein Depot haben, genügt meist Name und E-Mail-Adresse. Da ja kein echtes Geld im Spiel ist, musst du dich auch nicht ausweisen. Bei einigen Anbietern musst du jedoch Kund:in sein, um ein Musterdepot eröffnen zu können.

Saskia ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 2017 im Finanzbereich. Ihre inhaltlichen Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Wertpapierdepot, Bausparen, sowie bei Unfall- und Sterbegeldversicherung.
Stilisierte Sprechblasen in Schwarzweiß Diskussionsforum
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